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„Wir schweigen nicht!“ – Die Weiße Rose: Eine musikalische Lesung

    11. Juli 2021, 18.00 – Martin-Luther-Kirche, Ulm
    VA: Stiftung Erinnerung Ulm, Martin-Luther-Gemeinde Ulm, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg

    Zwei Mal verschoben, jetzt erneut angesetzt: Eine Erinnerung an die Mitglieder der Weißen Rose mit Schwerpunkt auf Sophie Scholl.
    Mit Jochen Anger, Markus Munzer-Dorn, Gunther Nickles, Alexandra Ostapenko und Sibylle Schleicher

    „Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weisse Rose lässt Euch keine Ruhe!“, steht im vierten Flugblatt der Weißen Rose, in einer Zeit, als die NS-Diktatur die freie Meinungsäußerung mit hohen Strafen beantwortete. Den Mitgliedern der Weißen Rose war bewusst, dass sie mit ihrem Aufruf zum Widerstand ihr Leben riskierten. Wie wird man zu so einem Menschen, der trotz Todesgefahr seinem Gewissen folgt? Welche Rolle spielen Erziehung, Bildung, Religiosität? Wie erfährt eine Gesellschaft durch Literatur, Musik und Bildende Kunst eine fortwährende Prägung an Menschlichkeit?
    Eine einstündige Collage aus Selbstzeugnissen, Zeitzeugenaussagen und prägenden Texten vermag diese Fragen nicht umfassend zu beantworten, aber vielleicht den Nährboden widerspiegeln, der die Studentinnen und Studenten von Kindheit an beeinflusst hat. Eine Art geistiger Atmosphäre, gemischt aus hochgeistigen Sinnesinseln, christlichem Gedankengut, einem moralischen Kompass, Naturpoesie und handfesten politischen Meinungen bis hin zu verbotener Musik, Literatur und Kunst. 
    Womöglich kann man heute, in einer Zeit medialer Reizüberflutung, gar nicht mehr nachvollziehen, wie bedeutsam das gedruckte Wort, die Musik, die bildende Kunst für das geistige Überleben in einer Diktatur war, wie essenziell, ein Austausch in gleichgesinnten Gruppen. Andererseits wurde dieses Bildungsgut, dieser geistige Nährboden ja weiter-getragen in unsere Generation, die wir mitunter ähnliche Ideale entwickelten, in einer ganz anderen, viel selbstbestimmteren Zeit. Vielleicht finden wir uns in diesem atmosphärischen Blickfang wieder, hören neu zu und verstehen dadurch die eigenen Maßstäbe besser. Denn Sophie Scholls Satz aus einem Brief gilt vermutlich noch heute: „Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig“. (Sibylle Schleicher, aus dem Programmheft)